Eine an der Klatsche haben
- Schmiedewurm
- 14. Mai 2022
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Juni 2023
Das summende Grauen zieht es zur einzigen Lichtquelle im Raum. Ich würde gerne behaupten, es sei mein brillanter Verstand oder wenigstens mein strahlendes Lächeln, es handelt sich jedoch um die Deckenlampe im Wohnzimmer. Ich fasse das ohrenbetäubende Brummen als direkte Herausforderung auf. Ich hole die Fliegenklatsche.
Mit Sprüngen, Drehungen und dynamischen Würfen versuche ich, die Fliege aus dem Konzept zu bringen. Nun weiss ich, wie die rhythmische Sportgymnastik ihren Anfang fand. Als alles Fuchteln und Hüpfen nicht zu helfen scheint und meine künstlerische und technische Ausführung die Wirkung verfehlt, muss ich andere Seiten auf- oder in diesem Fall anziehen: den Gymnastikanzug. Meine aerodynamische Erscheinung steigert meine Körperbeherrschung sowie mein Rhythmusgefühl. Leichten Fusses tänzle ich durch die gute Stube, um den Schädling in die Flucht zu schlagen oder zumindest erblinden zu lassen, damit ich ihn erschlagen kann.
Unbeeindruckt setzt sich die Fliege auf die Klatsche. Der Gipfel der Dreistigkeit. Dabei zwinkert sie mir noch zu. Tausend kleine Augenaufschläge, wobei mich jedes einzelne Auge verspottet. Wild gestikulierend versuche ich, sie abzuschütteln. Dabei hebe ich die Arme und denke...huch...kann das sein? Ich nehme noch eine Nase voll. Zuerst links, dann rechts. In meiner unendlichen Unfähig- ich meine Gütigkeit lasse ich die Fliege am Leben, da sie nur ihrem Instinkt folgt. Ich lege die Fliegenklatsche hin und geh duschen.
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