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Hoppe, hoppe Reiter

  • Schmiedewurm
  • 29. Apr. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Es war einmal ein kreatives Mädchen mit verkanntem Talent, das zwar Glück in der Liebe, jedoch Pech im Arbeitsleben hatte. Es kam wie's kommen musste: Sie brauchte einen neuen Job und wurde an einen Coach verwiesen.

Sie erklomm den Höhepunkt ihrer Niederlage. Nach zweieinhalb Jahren und vier Stockwerken ging ihr langsam die Puste aus. Sie war die erste, die den Raum betrat, obwohl sie die Letzte war, die dort hätte sein sollen. Sie nahm brav Platz und wartete bis sie an der Reihe war, um wie Massenware an den niedrigst Bietenden verschachert zu werden. Dabei setzte sie ihr schönstes Lächeln auf. Sie wollte eine gute Falle machen auf dem Gnadenhof der Bürokratie.

In Überheblichkeit und billigen Stoff gehüllt, thronte die fleischgewordene Inkompetenz auf ihrem Amtsschimmel. Sie riss die Zügel an sich und trabte mit dem Mädchen in Richtung Büro, dabei beurteilte sie gleich das Gangwerk. Was man der Betreuerin fast schon zugutehalten musste, war, dass sie nicht versuchte das Alter anhand der Zähne abzulesen, sondern sich mit dem Lebenslauf begnügte.

Anmassend liess die Beraterin ihren Blick schweifen. Sie wollte die wirtschaftliche Ausschussware domestizieren, damit sich das Mädchen an die Bedürfnisse der Gesellschaft anpasste. Arglos verteilte sie peitschenhiebähnlich ihre Einfältigkeiten. Sie sperrte die clowneske Fratze auf, um dem Mädchen vorzuschreiben, wie es sich zu schminken und zu kleiden habe. Sie wollte ihr das viel zu bunte Brandzeichen der Unterwerfung aufdrücken.

Nach 3-monatigem Auslauf in fremden Gefilden, endete der Ausflug mit lobenden Worten - für den Coach selbst. In den höchsten Tönen schwärmte sie, was für gute Arbeit sie geleistet habe, indem sie das perfekte temporäre Gehege für das Mädchen fand. Physisch genauso ungelenk wie mental, konnte sie sich leider nicht selbst auf die Schultern klopfen. Mit den ausschliesslich besten Absichten für das eigene Wohl sorgend, versuchte sie Ausbeutung als Akt der Güte zu verkaufen.

Als das Mädchen aus eigener Kraft eine Stelle fand, wurde dieser Erfolg der Beraterin zugeschrieben, da ohne ihr überschaubares Engagement, sich wohl niemand für die Fähigkeiten des durch sie zugerittenen Gauls interessiert hätte. Da das Mädchen jedoch weiss, dass Hochmut vor dem Fall kommt, konnte sie sich gut von dieser Odyssee der Sinnlosigkeit erholen.

In diesem Sinne: Hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt dann schreit er, fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann verdauen sie noch heute.

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