Petrus' Geltungsbedürfnis
- Schmiedewurm
- 11. Apr. 2021
- 1 Min. Lesezeit
Ein grauer, wolkenverhangener Himmel begrüsste mich in seiner vollen, stimmungssenkenden Pracht. Der leichte Nieselregen tränkte den Nährboden für schlechte Laune Tropfen für Tropfen.
Unbeeindruckt von Petrus' Versuch, mich in die wohlig-warme Wohnung zu sperren, zog ich mich an, um mich gegen ihn aufzulehnen. Meinem ausgeprägten Autoritätsproblem sei Dank. Je weiter ich mich von zu Hause entfernte, desto stärker wurde der Regen.
Nässe von aussen, Schweiss von innen trafen sich in der dritten Kleidungsschicht, um sich gegen mich zu verschwören. Sie tuschelten und lachten höhnisch. Die dicke Jacke erledigte den Rest ihres teuflischen Plans, mich in meinem Übermut zu ersäufen. Ich wurde zum wandelnden Schwimmbad. Hochmut kommt vor dem Fall. Es ist zwar schon eine Weile her, seit ich mein Seepferdchen-Schwimmabzeichen erlangte, aber ich meisterte den Fusssprung ins tiefe Wasser. Ich fiel und tauchte in der übelriechenden Suppe unter. Der Bauchklatscher tat auch kaum weh. Die Schmerzenstränen gaben der körpereigen hergestellten Brühe die nötige Prise Salz, um auch schön in den Wunden des Trotzes zu brennen.
Meine würzige Duftnote lockte einen ungebetenen Gast an. Hungrig schlug der beissende Wind seine Fänge in mein bebendes Fleisch. Er nahm an der reichlich gedeckten Tafel Platz. Nimmersatt labte er sich an meiner Epidermis. Hautschicht um Hautschicht kaute er sich zu den zitternden Knochen – es gibt noch viel zu tun.
Ich stand vor der Eingangstür, als es aufgehört hat zu regnen und auch der letzte trockene Fleck vom mittlerweile fauligen Geruch der Unbelehrbarkeit überschwemmt war.
Petrus’ lyrischer Mittelfinger verspottete mich, als Sonnenstrahlen die Umgebung fluteten.
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