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Schöne Bescherung

  • Schmiedewurm
  • 18. Dez. 2022
  • 1 Min. Lesezeit

Das Wartezimmer trägt seinen Namen zurecht. Die Zeit wird zu meinem Marionettenspieler. Sie bestimmt mein Handeln und lässt mich hampelmanngleich von einer Ecke in die andere tänzeln. Dabei studiere ich all die Diplome an der Wand. Mittlerweile kenne ich den Werdegang des Arztes in- und auswendig. Aus lauter Verzweiflung greife ich eine der Frauenzeitschriften, die in der Mitte des Raumes auf einem niedrigen Tisch liegen. Die Sirenen des gedruckten Wortes locken mich, alte Fregatte, mit ihrem betörenden Gesang an, um mich anschliessend geistig zu töten. Denn bis vor fünf Minuten wusste ich gar nicht, dass ich zu dick bin. Habe ich nun ein gewichtiges Problem? Angenehmerweise finde ich ein paar Seiten später eine Diät, die mir innerhalb von zwei Wochen zum Wunschgewicht verhilft. Ich Glückspilz.

Das ständige Warten hängt mir zum Hals raus. Dem Gebärmutterhals, um genau zu sein. Die Fäden der Hormonspirale lugen neckisch hervor und laden regelrecht zu Makramee ein. Zumal es dazu einen tollen Artikel in der Zeitschrift gibt.

Da es meine erste Hormonspiralen- Knüpfarbeit ist, fange ich mit einem Einsteigerprojekt an. Angeblich ist es schnell gemacht und man braucht nur ein paar Grundknoten. Wer hätte gedacht, dass man dafür so beweglich sein muss. Nun weiss ich wie viel Effort hinter all den Untersetzern und Blumenampeln steckt. Ich wickle, ziehe und mache Schlaufen. Ich glaube, ich habe mich verknotet. Wie war das nochmal? Ein Knoten entspricht einer Seemeile pro Stunde, dies sind etwa 1.8 Kilometer oder 4 handgeknüpfte Makramee-Armbänder.

Ein Gutes hat die Warterei. Nun habe ich ein schönes Weihnachtsgeschenk für meinen Mann.

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