Weisses Gold
- Schmiedewurm
- 12. Feb.
- 1 Min. Lesezeit
Mildes Aroma entfaltet sich, als der Hobel langsam, Scheibe um Scheibe, durch die meist unregelmässige, gelappte Struktur gleitet. Die blassgelbe Haut erscheint glatt und das Innere ist von solider Konsistenz. Ich starre gebannt auf die monotone, sich wiederholende Bewegung.
Meine Gedanken schweifen ab. Rezepte wie Pasta mit weisser Trüffel oder ein einfaches
Kartoffelpüree mit einem pochierten Ei und grosszügig darübergehobelten weissen Späne, kommen mir in den Sinn. Viele der winzig kleinen Drüsen in meiner Mundschleimhaut sorgen dafür, dass mir das Wasser im Mund zusammen läuft.
Sabbernd sitze ich da, bis mein Magen anfängt zu knurren und mich so aus meinen Tagträumen reisst. Ich lade die Podologin zum Essen ein. Ausreden wie Hygiene, Ekel und dergleichen begleiten ihre Absage. Ich schüttle verständnislos den Kopf. Es ist meine Hornhaut, die sie abträgt, da kann ich doch tun und lassen damit, was ich will.
Der Rest der Behandlung ging zügig und ohne weiteren Wortwechsel vonstatten. Während ich das Behandlungszimmer verlasse, bemerkte ich, dass ich mein Handy vergessen habe. Ich drehe mich um und sehe, wie sie mein weisses Gold zusammenkehrt. Ich bin zwar ein wenig enttäuscht, dass sie es nicht mit mir teilen möchte, nicke aber wohlwollend zu und wünsche ihr einen guten Appetit.
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